Im Mai trat die neue EU-Datenschutzgrundverordnung der EU – kurz DSGVO – in Kraft. Ein 99 Artikel umfassender und umstrittener Kraftakt, welcher Wirtschaft, Technik und Konsumenten eine unruhige Zeit beschert und gleichzeitig die Komplexität der Datennutzung im Internetzeitalter offenbart. In Unternehmen und insbesondere in den Kommunikations- und Marketingabteilungen rückt die DSGVO den Umgang mit personenbezogenen Daten in den Fokus.
Manege frei für mehr Privatsphäre
Die DSGVO ersetzt die noch aus der Internetsteinzeit stammende EU-Richtlinie 95/46/EG. Für Unternehmen, Behörden aber auch andere Institutionen wie etwa NGOs regelt die Verordnung die Verarbeitung von personenbezogenen Daten neu. Aus technischer Sicht basiert die Verordnung auf den Prinzipien „Privacy by Design“ und „Privacy by Default“. Folglich soll zukünftig bereits bei der Entwicklung eines Dienstes oder Produkts die Privatsphäre der Nutzer berücksichtigt und in der Folge geschützt werden. Die neue Verordnung soll zudem die Rechte von Verbrauchern bezüglich der Nutzung ihrer Daten durch Unternehmen stärken. Die DSGVO steht im Zusammenhang mit der ePrivacy-Verordnung, welche den Datenschutz auf Endgeräten sichern soll und derzeit noch verhandelt wird. Neben der DSGVO ist der Privacy Shield ein weiteres internationales Regelwerk, das den den transatlantischen Datenaustausch zwischen der EU und den USA regelt.
Das Raubtier mittels DSGVO-Audit bändigen
Bei Unternehmen führt die DSGVO zu einer Prüfung und Umstellung von sämtlichen Prozessen zur Nutzung von personenbezogenen Daten, um die umfassenden Dokumentations- und Auskunftspflichten zu erfüllen. Besondere Auswirkungen hat die neue Verordnung auf die Kommunikation- und Marketingaktivitäten, welche sich zunehmend ins Digitale verlagern und die Auswertungsmöglichkeiten der Daten zur Optimierung gezielt nutzen. Die neue Regelung erfordert beispielsweise eine Anpassung der Corporate Website sowie die Benachrichtigung von Newsletter-Empfängern. Mehr Information und Transparenz der Zielgruppen bezüglich der Datennutzung ist aber auch beim Einsatz von Social Media und deren Marketingmöglichkeiten geboten. Alle internen und externen Datenflüsse stehen also auf dem Prüfstand.
Kommunikation als Dompteur
Die Einführung der DSGVO hat viele verunsichert – nach etlichen den Datenskandalen fühlten sich viele Verbraucher zu Recht bedroht. Eine proaktive und transparente Kommunikation mit den Zielgruppen ist hier der beste Weg, um sie über den Sinn und Zweck der Datennutzung zu informieren und langfristig den Dialog zu erhalten. Für Unternehmen und andere Institutionen bietet sich jetzt die Chance, zusätzliches Vertrauen bei den Zielgruppen zu gewinnen. Dann brüllt der Papiertiger – aber er beisst nicht.
Quellen: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/dsgvo-das-sollten-sie-zur-datenschutz-grundverordnung-der-eu-wissen-a-1205985.html / Auf der Maur, R. & Steiner, M. (2018): EU-Datenschutzverordnung (DSGVO) und wie sie die Kommunikation beeinflusst. Präsentation ZPRG Züricher Public Relations Gesellschaft, 17. April 2018. / Bild: wikipedia.org / public domain