Langlebigkeit ist nicht gleich hohe Lebenserwartung. Der Begriff «Longevity» rückt vor allem die sogenannte «Gesundheitsspanne» ins Zentrum der Diskussion. Damit wird die Zeitspanne bezeichnet, in der eine Person innerhalb ihrer Lebensdauer gesund ist. Zahlen belegen, dass eine gesteigerte Lebenserwartung in der Regel nicht zu einer besseren Gesundheitsspanne führt. So rechnet die WHO, dass weltweit die Lebenserwartung zwischen 2000 und 2019 um 6,6 Jahre auf 73,4 Jahre gestiegen ist, die Gesundheitspanne indes nur um 5,4 Jahre zugenommen hat. Unter dem Strich sind also die Menschen ein Jahr länger krank.

Zahlen für die Schweiz zeigen ein gemischtes Bild. So betrug die Lebenserwartung für Schweizer:innen im 2022 84,1 Jahre. Dies entspricht einem Plus von 1,3 Lebensjahren gegenüber vor 20 Jahren. Im gleichen Zeitraum nahm jedoch die Gesundheitsspanne um 2,5 Jahren auf 71,2 Jahre zu. Anders die Männer. Diese durften von 2002 bis 2022 einen Anstieg der Lebenserwartung um 4,2 Jahre auf 81,6 Jahre verzeichnen. Gleichzeitig legte die Gesundheitsspanne nur um 3,3 Jahre zu auf 70,8 Jahre zu.

Die Lücke zwischen Lebenserwartung und Gesundheitsspanne zu schliessen, ist Hauptziel des Ansatzes der Longevity: Die Langlebigkeit soll ins Zentrum der Gesundheitsindustrie gerückt werden. Allerdings zeigt sich, dass die Gesundheitsspanne nicht alleine durch medizinische Interventionen verbessert werden kann. Was die Gesundheit positiv beeinflusst, ist ein Mix von verschiedenen Faktoren, was eine holistische Sichtweise aufs Thema «Altern» notwendig macht. Dies zeigen unter anderem Studien über Regionen, die einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Menschen aufweisen, welche 100 Jahre und älter werden. Was diese sogenannten blauen Zonen auszeichnet, sind positive Werte bei ausserbiologischen Gesundheitsdeterminanten wie intaktes Sozialleben, gesunde Ernährung sowie reduzierter Stress.

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Studien gehen davon aus, dass bei den Gesundheitseinflüssen die medizinische Versorgung (11 Prozent) sowie die biologischen und genetischen Voraussetzungen (22 Prozent) nur etwa ein Drittel der Gesamtfaktoren ausmachen. Wichtiger sind das individuelle Verhalten (36 Prozent) sowie die sozioökonomische Situation (24 Prozent), aber auch Umwelteinflüsse (7 Prozent) schlagen zu Buche.

Dennoch hat das biomedizinische Verständnis des Alterungsprozesses in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht. Einen wichtigen Stellenwert nehmen dabei die Prävention sowie die Früherkennung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen ein. Viel erhofft man sich in dieser Hinsicht von digitalen Technologien wie künstlicher Intelligenz, welche es erlauben werden, die wissenschaftliche Evidenz und damit die Akzeptanz vorbeugender Massnahmen wissenschaftlich sehr viel besser abzustützen.

Allerdings bedarf das Thema «Langlebigkeit» nicht nur einer Ausweitung des Gesundheitsbegriffs sondern auch einer besseren Integration neuer Stakeholder ins Gesundheitsökosystem. Neben dem Technologiesektor sowie der Digitalisierung wird vor allem auch die Bedeutung der Nahrungsmittel-, Finanz- sowie Wellnessindustrie zunehmen. Hierbei zeigt sich, dass die Schweiz hervorragende Voraussetzungen hat, um im wachsenden Trend und Markt der Langlebigkeit künftig global eine führende Rolle zu spielen.

Quellen

Zahlen der Weltgesundheitsorganisation

((https://www.who.int/data/gho/data/themes/mortality-and-global-health-estimates/ghe-life-expectancy-and-healthy-life-expectancy))

Zahlen des Bundesamts für Statistik

((https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/determinanten.assetdetail.30505725.html))

Zahlen zu den Gesundheitseinflüssen

((https://www.goinvo.com/vision/determinants-of-health/))